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Ruabfeldln wird „Ruabföüdln“ ausgesprochen.
Zur Geschichte dieses Erntedankbrauches.
Der Name leitet sich von „Rübenfeld“ ab und wird am letzten Sonntag des Oktobers, dem Ruabföüdsunntog, abgehalten.
Dieses Datum galt in Gößl nicht immer. Falls notwendig oblag es dem/der *Dorfrichter/in den Termin festzusetzen. Dies war dann notwendig, wenn der Ruabföüdsunntog terminlich zu nahe an Allerheilgen herankam.
Dazu ein Zitat von der Mares.
Wos den onan Sunntog ogeht, hot i die letztn 44 Johr in Geßl (Gößl) da
Prof. Steinwender oa oazigs moü in Ruabföüdsunntog a Wocha friara ogsetzt, waü am nextn Tog Oüahaüjign gwesn is. Des is eam owa koa zweitsmoü durigonga.
Seit wann es diesen Brauch gibt und auch das ursprüngliche Prozedere ist nicht gesichert. Die Dorfrichterchronik schweigt dazu.
Also können nur Vermutungen angestellt werden.
Ob es von vorneherein ein Erntedankfest war oder erst im Laufe der Zeit eines daraus wurde, konnte von mir nicht recherchiert werden.
Faktum ist jedoch, dass früher nach der Ernte das Kraut auf den Feldern verbrannt (vahoazt) wurde. Welche Art Rüben angebaut wurden ist ebenfalls unbekannt. Es könnte sich um sogenannte „Burgunder“ also Futterrüben handeln. Es wurden mir aber auch Kartoffeln genannt.
Kartoffeln – Äschbon (Erdbohne), sind jedoch weder Rüben noch Bohnen. Somit ist eine diesbezügliche Erwähnung bez. der Anfänge rein spekulativ.
Es liegt aber nahe und wurde mir auch bestätigt, dass in der Glut der Krautfeuer am Feld einige liegengebliebene Äschbon gebraten wurden und sich daraus im Laufe der Zeit das heute beim Fest übliche *Äschbonkoh etablierte.
Näheres dazu später.
Fazit: Dieser Brauch ist vermutlich ein paar Jahrhunderte alt. Seine Anfänge und ursprünglichen Durchführungen liegen aber zur Zeit noch im Dunkel der Geschichte.
Wo wird dieser Brauch begangen?
Entgegen der allgemeinen Meinung wird dieser Brauch nicht nur in Gößl abgehalten.
Auch im „Weanan“, in „Kreiz“ und im „Goaswünkü“ wird er abgehalten.
Aber vorwiegend in Gößl kommen auch „*auswächtigi – udosige“ Gäste und meist auch da nur solche, welche zum Ort und dem Brauch einen Bezug haben oder hatten.
Von der Marl Hilda, vormals Konzler Hilda, wurde das Ruabföüdln auch in der Katastralgemeinde Strassen eingeführt, konnte sich dort jedoch nicht lange halten.
Somit gibt es außerhalb der Region Grundlsee keinen Hinweis zur Abhaltung dieses Brauchtums.
Wie wird in Gößl Ruabgföüdlt?
Die Protagonisten sind in erster Linie die schulpflichtigen Kinder der Ortschaft. Es kann auch vorkommen, dass Vorschulkinder unbedingt teilnehmen wollen.
„A die gonz Kloan, de grod s´Geh glänt hom, san a scho gän dabei“.
Sie haben jedoch eher weniger Rechte aber dennoch macht es ihnen einen Heidenspaß.
Das Kochen, die Befeuerung und auch die Bewirtung der Gäste obliegt Erstgenannten. Da ein Feuer entfacht wird, sind erwachsene Aufpasser dabei.
Sobald sich der Tag zu Ende neigt, übernehmen die Erwachsenen den Ausklang des Festes.
Der Ablauf.
Es handelt sich um ein Dankesfest, somit ist die kirchliche Segnung der Früchte ein absolutes Muß.
Das bedeutet aber auch, dass jeder Teilnehmer des Ruabföüdln am Vormittag des Ruabföüdsunntog an der kirchlichen Segnung teilnimmt.
Ein Fest braucht natürlich eine entsprechende Vorbereitung. Diese obliegt den Kindern. Es muß an der Schtoaföüdwend eine geeignete Feuerstelle eingerichtet werden.
Dazu werden Ziegel zu einem Ofen aufgeschichtet. Die Herdplatte, welche man zum Kochen des Äschbonkoh´s und des Tee´s benötigt, wird erst am Festtag darübergelegt. Jeder Ofenbauer weiß, dass ein Ofen vorher ausgebrannt werden muß.
Daher – so sagte man mir – gab es Jahrgänge, welche bereits wochenlang vorher den Ofen immer wieder anheizten. Na ja, wir waren alle einmal „Kind“ und kennen den Grund nur zu genau. Der Ofen wurde und wird unter einem Überhang der Schtoaföüdwend eingerichtet. Dementsprechend *ruaßig kam so manches Kind am Abend nach Hause.
Ob es sich bei dem kleinen Ruabföüdler um den eigenen Sprößling handelt, offenbarte sich oftmals erst nach einer gründlichen Reinigung.
Für die Kinder war es teils Schwerstarbeit, da das Brennholz, Ofenteile, Gußeiserne Herdplatte, Geschirr, Pfanne etc. mit der Radlgoschn oder/und dem Radlbock zum Festplatz transportiert werden mußten.
Heutzutage so denke ich, kommen die eisernen Zugpferde zum Einsatz.
Eine Quelle erwähnt den „Hoaza“.
Der Hoaza ist für das Feuer im Ofen verantwortlich.
Lt. Angaben von Mares Rastl, ist der Hoaza in Gößl nicht bekannt.
Das Ofenfeuer ist eine gemeinschaftliche Angelegenheit der Kinder.
Nach ihrer Aussage: „Na in Gessl härin gibts koan Hoaza, es san a po Kina, de si ban Ofn zommtoa“.
und weiter: „Wonn´s no Kleanani sand, schaut jo fraüji a Ötantaü oda a gressas Gschwisterl drauf, da koa *Ureim gschiacht.
Sobald der Ofen heiß ist, wird ein *Äschbonkoh gekocht. Dieses wird allerdings nicht kredenzt sondern von den Ruabföüdlkinder selbst genüßlich gegessen (Ausnahmen? …… nun ja, möglich).
Zusätzlich muß genügend Wasser für den Schnapstee erhitzt werden.
Sobald die „Gäste“ versammelt sind, werden diese mit köstlichem Tee bewirtet. Es kann aber vorkommen, dass dieser derartig Süß ist, sodaß „oan d´Pappm zommpickt“. Schlimmer ist jedoch die Schnapsmenge, welche von den Gastgebern beigemengt wird.
Da traten schon so manche Erwachsene den Heimweg mit einer leichten Schräglage an.
Es ist wohl eine Selbstverständlichkeit, dass man sich für die Bewirtung mit einer pekuniären Aufmerksamkeit bedankt. Dabei werden einige Münzen zum oder auch in´s „Teehaferl“ gelegt.
Diesen Betrag teilen sich die Kinder nach Abschluß ihres Ruabföüdtogs.
Erst gegen Abend kommen die bereits zu alten, also Jugendliche und Erwachsene ins Spiel. Der Ofen wird nochmals mit dem übrig gebliebenen Brennholz entfacht. Sollte noch a „Schlüpfü Söüwabrennda“ übrig sein, ….. na ja. Es wird musiziert, geplaudert und einfach genossen, dass man eine der lebens-und liebenswertesten aber auch schönsten Gegenden des Planeten Erde sein Zuhause nennt.
Alles in allem, ein wunderschöner Brauch, welchen es zu bewahren gilt.
Zum Abschluß noch eine Aufnahme der Ruabföüdlkinder der Geburtenjahrgänge von 1920 – 1925.
*Äschbonkoh.
Geschnittene Kartoffeln und Zwiebel werden mit Salz und Pfeffer im Schweineschmalz in einer gußeisernen Pfanne über offenem Feuer gekocht. Dabei werden entweder die Ofenringe aus der Herdplatte entfernt oder ein Dreibein verwendet.
*Dorfrichter – Laienrichter des Dorfes. Ein Artikel ist in Vorbereitung.
*auswächtigi Gäste – Udosige – nicht ortsansässige Personen.
*ruaßig – rußgeschwärzt.
*Ureim – Unglück.
Bezugsquellen:
Mares Rastl, via Mail und PN.
Blätter für Heimatkunde 45/1971, Historischer Verein Stmk.
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