Glöckün

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Glöckün im Ausseerland.

Ein uralter Heischebrauch mit ernstem Hintergrund.
Heutzutage längst vergessen, war das „Glöckün“ ursprünglich gedacht, um auch armen Kindern etwas Süßes zu geben.
Mit der Zeit etablierte sich das Glöckün zum Volksbrauch und wird alljährlich am 5. Jänner begangen.
Es wäre nicht das Ausseerland, wenn es nicht zahlreiche Varianten in der Durchführung gäbe.
Mehr dazu später.
Primär gehen Kinder, die „Glöckükina“, in ihrer Ortschaft oder Ortsteil von Haus zu Haus und läuten vor dem Eingang mit Glocken.
Dabei wird der Satz „Bittgosche um an Glöckükropfn“ ständig wiederholt. Erst nachdem die Hausleute die Türe öffnen, verstummt das Geläute.
In früheren Zeiten gab es für jedes Kind ausschließlich einen, extra für diesen Tag gebackenen, Glöckügropfn.

Erst seit Ende des 2. Weltkrieges wird zusätzlich auch ein „Zugabacht“ und „Foschingskropfn“ (Süßigkeiten und mit Marmelade gefüllte Krapfen) angeboten. Dabei wird jedes Kind gefragt, ob es lieber Zugabacht (Guazal), Foschingskropfn oder Glöckükropfn möchte. Wer die Ausseer kennt kann sich denken, dass pro Kind ein Zugabacht und ein Krapfen ausgeteilt wird.
Die Kinder bedanken sich mit den Worten: „Vagöütsgott und a guats nois Joh“.

Das Backen von Glöckelkrapfen ist ein ziemlich aufwendiges Unterfangen. 

Dieser Krapfen ist im Gegensatz zu den Faschingskrapfen nicht mit Marmelade gefüllt. Er hat eine Donut ähnliche Form, hat jedoch in der Mitte eine dünne Teigschicht.
Eine weitere Variante ist der Hinterberiga Kropfn, welcher aus Roggenmehl hergestellt wird. Ich kann euch nur empfehlen, einen frischen Glöckükropfen und einen Hinterberiga zu kosten. Der Geschmack ist komplett gegensätzlich aber beide schmecken einfach nur traumhaft.

Hinterberger Kropfn 2018 Walter Marl

Wo wird welcher Krapfen angeboten.
Im westlichen Teil des Ausseerlandes ist der Glöckü Kropfn üblich. Im östlichen Teil, also ab Kainisch, Pichl, Knoppen, Obersdorf, Mitterndorf bis Tauplitz (in zig anderen Ortschaften und Ortsteilen natürlich ebenfalls) steht der Hinterberiga Kropfn an erster Stelle.
Stellvertretend für die vielen Ortschaften des Ausseerlandes möchte ich nur einige herausnehmen und die Unterschiede beleuchten.
In der Katastralgemeinde Straßen, beginnen die Kinder meist am Radling oben. Die letzten Häuser bilden gleichzeit auch die „Diajüektgrenze“. Ab der angrenzenden Gemeinde Kainisch hat der Dialekt teils vollkommen andere Vokabel und auch die Bräuche werden teils anders begangen.
In Straßen gibt es ein einziges Haus, wo man den Hinterberiger Kropfn bekam und ich denke, auch heute noch bekommt. Daher war meine erste Adresse als Glöckükind beim Hitta. Der Weg, welcher Rg. Bad Aussee führt hat eine Länge von ca. 6 Kilometer. Ab ca. der Hälfte des Weges ist der Glöcküsock schon recht schwer und man denkt, ein zwei Häuser gehe ich noch aber dann gehe ich nach Hause. (Bei mir wurden aus diesen zwei Häusern ca. 20 und erst am Gasteig kehrte ich um. Nun hatte ich einen Rückweg von ca. 5 Kilometer. Das war jedoch kein Problem, Verpflegung hatte ich ja genug, allerdings musste ich mich beeilen, da schon die Berigln unterwegs waren. Vor denen hatte ich die Hose voll, da so mancher nicht davor zurückscheute und mich im Schnee wuzelte. Wenn ich den Übeltäter erkannte, hatte ich das Glück auf meiner Seite. Der Satz:
„Lo mi in Ruah, sist varodi wä´s d´ bist“ wirkte Wunder. Das vorzeitige Blessen ist für einen Berigl der absolute Supergau. Mehr dazu im nächsten Artikel über Berigln.

Glöckükina 01 2019 01 Waltraud Haim

Nun noch einige Zeilen über Gößl.
Die Kinder in Gößl – Wienern sind hart im Nehmen. Sie treffen sich bereits in den führen Morgenstunden bei stockdunkler Nacht in der Nähe von Wienern.
Den Weg, welche die Kinder zurücklegen müssen, hat sich gewaschen. So mancher Wanderer kann den Hut vor ihnen ziehen.
Er führt von Wienern Richtung Gößl, weiter dem Grundlsee entlang bis zum Gasthof Ladner. Zurück nach Gößl und manche gehen anschließend noch zum Toplitzsee. Für mich gesprochen ist der Weg zum Toplitzsee bereits ein Tagesausflug mit dieser Creme, welch angeblich narrisch guat fia´d Fiaß ist.
Sie werden allerdings dabei nicht alleine gelassen. Man bedenke, dass in früheren Zeiten die Wege nicht geräumt waren und so mancher Zwerg gerade noch aus dem Schnee hervorragte.
Sie wurden und werden von Berigln begleitet. Allerdings nicht von Erwachsenen sondern von Mädchen und Jungen, welche zum „Glöckün“ schon zu alt aber um am Abend als Berigl zu gehen, noch zu jung sind. Die oder der Älteste der Gruppe ist der Oberberigl. Er/Sie trägt die Verantwortung.
Im doppelten Sinne. Einerseits der Schutz der Kinder und andererseits muß eine Route geplant werden, damit nur ja kein Haus ausgelassen wird. Sollte sie oder er ein Haus übersehen, wäre Spott und Hohn die Folge.

Glöckün und Berigln in Gössl 01 2019 01 Mares

Zuletzt noch zu Obertressen.
Die Abfolge ist in etwa gleich wie im vorigen Absatz über Gößl.
Allerdings treffen sich die Protagonisten nicht schon in aller Herrgottsfrühe sondern erst gegen Mittag. Auch hier gibt der Oberberigl die Route bekannt und hat die Verantwortung für seine Schützlinge.

Glöckün und Berigln 02 2019 01 Heidi Walter Hillbrand

Die Gemeinsamkeit der beiden Ortschaften.
Zuerst gehen die Kinder zum Haus und läuten ihre Glocken. Erst nachher gehen die Berigln zur Haustüre.

Glöckün und Berigln 01 2019 01 Heidi
Da Owaberigl passt auf, da jo oü in Ochtnung is.

Da diese ja schon beinahe erwachsen sind, bekommen sie außer Glöckükropfn bei so manchem Gastgeber etwas Tee – (mit Gingas) oder ein Stamperl. Mir wurde allerdings zugetragen, dass in dem Stamperl oftmals mehr Wasser als Schnaps enthalten wäre.
Aber auch hier gilt die Regel, spute dich, sobald die alten Berigln unterwegs sind, könnte es unangenehm werden, es sei denn —- man erkennt……..
Alles in Allem ein schöner uralter Brauch.

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