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Ein uralter Brauch aus keltischer Zeit. Er war lange Zeit bei Todesstrafe verboten! (Inquisition) Niemand durfte sich in eine teuflische Figur verkleiden. Der ursprüngliche Sinn dieses Brauches war es, den anbrechenden Winter auszutreiben.
Je nach Gegend gibt es verschiedene Durchführungen. Entweder von Haus zu Haus, am Dorfplatz, Nicolospiele und Krampusläufe welche in letzter Zeit immer mehr Zulauf finden.
Im Alpenraum werden die Krampusse (Kramperln) auch als Miglon bezeichnet. Dieser Name leitet sich jedoch vom Nikolaus ab. „Nicolo – Niclo – Miglo“.
Für sämtliche verwendeten Fotos liegt eine schriftliche Erlaubnis des Urhebers vor.
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Der Nikolo. In seiner Kleidung sind die Farben weiss, rot und gold enthalten. Dieses Kostüm stammt von den Bad Mitterndorfer Nikolospielen. Ich lege euch einen Link bei. Es zahlt sich jedenfalls aus, dieser Aufführung beizuwohnen. |
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Traditionelle Krampusmasken. Diese werden von Passen verwendet, welche die Kinder zuhause besuchen. |
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Eine neue Krampusmaske im traditionellem Stil. Diese Maske wurde von Rene Pörr geschnitzt. |
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Roter und schwarzer Gangerl. |
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Grostaüfü. Ein Waldgeist. Das Kostüm wird jedes Jahr in unzähligen Arbeitsstunden neu genäht. |
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Ein weiterer Waldgeist. Der Miastaüfü (Moosteufel). Auch dieses Kostüm benötigt jedes Jahr unzählige Arbeitstunden. |
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Die Howangoaß. Diese gibt es in zwei Varianten. Bei Hauskrampussen genügt eine Person. Bei manchen Nicolospielen schlüpfen zwei Personen in´s Kostüm der Howangoaß bzw. Howagoaß. |
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Monl und Waüwü. Bei manchen Krampuspassen gehen weder Monl noch Weiwü mit, bei anderen nur das Waüwü. Je nach Gegend. Diese gehen nach den Krampussen ins Haus (Gössl, Altaussee) und halten Naschschau, ob alles sauber ist. Im Ausseer Ortsteil Strassen, übernehmen diese Aufgabe die Berigln, welche aber erst am 5. Jänner von Haus zu Haus gehen. Ebenfalls ein schöner alter Brauch, welchen ich extra behandeln werde. |
Traditonellen Passen
Zu den oben gezeigten Figuren, gibt es noch einige andere, welche aber bei Hauspassen eher selten eingesetzt werden. Schob, Jaga, der Bischhof zu Pferde, zweimann Howangoaß etc. Diese nehmen vorwiegend an Nicolospielen teil.
Um Ihnen den Ablauf etwas näher zu erläutern schrieb ich ein Gedicht.
„D´Miglon“.
Do gibt´s a Loch, dees hoasst Kitzlhöhln,
gonz gleim beim Retlschtoa.
Do haust a Kramperl mit seini G´sölln,
wonnst woasst wos i hiaz moa.
Mit eani Ruatn haun´s auf d´Fensa drauf,
im Dezember, da Fünfti is ea Zeit,
und da Dat mocht a die Tia glei auf,
jo Kina richt´s enk, hiaz is so weit.
Daußt do steh´n rauhi G´stoit´n,
mit schiahi Gfrisa, Kettn und an Zottnföü.
De moan, dass gän aha woöt´n
und d´Mamm sogt, in Gott´snomm, jo meinasöü.
Mit laut´n brülln werdn´s hiaz ahakemma,
die bravn Kina blei´m verschont,
waü an froummen Mo, den messn´s a mitnehma,
weiss und goüdan, so is sei G´wond.
Jo dä woaß oüs, do geits koa liag´n,
do muasst Red und Ontwocht steh´,
de Okradign, jo de wän´s mit da Ruatn kriagn
oder mess´n go mit´n Ganggerl geh´.
Mit Nuß´n, Zugabacht und Kletznbrout
werdn die hrefiring Kina donn belohnt,
i´ oan Sackü, des is gonz foiarout,
a schena Brauh im Ausseerlond.
Im Ausseerland gibt es unzählige Kramperlpassen.
Je nach Größe der Ortschaft bis zu vier.
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Einige Miglo Passen möchte ich euch kurz vorstellen.
Gössler Passen
In Gössl gibt es 2 Passen. Es würde sich ansonst zeitlich nicht ausgehen, alle Kinder im Ort zu besuchen. Die Kostüme sind in doppelter Ausführung vorhanden. Mit dabei sind Miglowaüwü und da Grostaüfü. Am Tag vor dem „Miglotog“ kommen sie auch auf den Dorfplatz, wo schon zahlreiche Kinder warten.
Die Gössler Miglon kommen vom „Grosbärigloh“
Info von Mares und Heidi Rastl.
Gallhofer Pass
Die Gallhofer Pass. Ihr Gebiet reicht von der Weißnbohbruckn übern oberen Gallhof bis zur Waldruh Bruckn und übern Intan Goühof wieder zurück zur Weißnbohbruckn. Früher wurde auch die Gruam mitgemacht, diese wird aber seit einiger Zeit von der Strossner Pass übernommen.
Bei der Gallhofer Pass ist auch eine Howangoaß und ein Grostaüfü dabei.
Sie kommen vom Gallhofkogel.
Vorraussetzung der Aufnahme: 16 Jahre alt, abgeschlossene Lehre oder weiterführende Schule, Gallhofer oder starker Bezug zu Gallhof.
Das Ritual der Aufnahme: Auf einer Bank stehend drei Becher mit „““Köstlichkeiten“““ trinken und anschließend ein „Miglogschroa“. Nach Genuß dieser Köstlichkeiten dürfte das Miglogschroa von alleine über die Lippen kommen.
Infos von Hannes Haslauer.
Interessant ist auch, dass bis in die 1950er Jahre die Miglo Pass in Gallhof rein weiblich war. Erst ca. 1955 übernahm der Tufer Rupert die Funktion des Bischof´s. Ab Mitte der 1960er Jahre wurde er vom Wilpernig Herbert abgelöst, welcher diese Funktion bis ca. 1970 übernahm.
Ich bedanke mich bei Waltraud Haim für diese Informationen.
Altaussee – Fischerndörfer Pass
In Altaussee gibt es aufgrund der Ortsgröße vier Passen. Stellvertretend wird die Fischerndörfer Pass angeführt.
Bei der Pass sind rote und schwarze Gangerln, Pötztaüfün, 3 verschiedene Miastaüfün – ein Roter, ein Blattlmias und ein herkömmlicher Miastaüfü (Moosteufel), ein Grostaüfü sowie Miglomandl und Waüwü.
Das Aufnahmekriterium: mindestens 16 Jahre alt.
Das Aufnahmeritual ist typisch Altaussee. Do gez lustig zua.
Bei der ersten Miglositzung muß der Anwärter einige Fragen beantworten.
Wos essn Miglon? – Antwort: Schuanägln und Hendlgsitt.
Bist du Heislpapierfoüta oda zwuzzlst as? I nimm a Blotschn tat i sogn.
Host du scho oamoü gmaust? – siehe Dialektwörter.
Anschließend ein Miglogschroa.
Am Miglottog muß der Jungmiglo ein Achterl Schnaps austrinken. Somit werden manche Neulinge erstmals im nächsten Jahr mitgehen können (Anm. d. Red.).
Die Altausseer Miglon kommen vom „Trisslbärigloh“.
Infos von Heidi Simentschitsch, Anita Krexhammer und Josef Khaelss.
Siaßreither Pass
Die Siaßreither Pass wurde 1960 vom Schuasta Christ gegründet.
Bei der Pass sind ausser den Pötztaüfün noch ein roter und ein schwarzer Gangerl und ein Grostaüfü dabei. Seit den 1980er Jahren gehen auch noch die Howangoaß und der Jager mit. Mit dem Jager hat die Siaßreither Pass eine Sonderstellung.
Sie haben ein sehr schönes Aufnahmeritual. Der Anwärter muß vor versammelter Mannschaft das Vater Unser beten.
Die Siaßreither Miglon kommen von der „Koppenbrüllerhöhle“.
Infos von Babara Peer.
Grundlsee: Die Seer Pass. Ihr Gebiet reicht von der Au bis Mosern und ins Kreiz. Die Grenze zur Sattler Pass ist Eisbühel. Sie kommen vom Oümbärigloh (Info Hermann Rastl). Zur Zeit leider noch keine weiteren Infos bzw. Fotos verfügbar.
Infos von Josef Wimmer.
Öfner Pass
Die Öfner Pass hat ebenfalls einige Abweichungen.
Zumal gibt es zwei Miglochef´s. (Zur Zeit David Hocker und Nils Köberl).
Zur Pass gehören „Eminenz Pöztaüfü“, ein „Grostaüfü und Gangerln, sowie die Krampusse (Miglon) und nicht zuletzt der Bischof (Nikolo).
Ihr Bereich ist relativ groß und umfasst die gesamte Öfner Straße zuzüglich der Unteren Öfner Straße. Der Startpunkt ist die Schlosserei Köberl. (Somit hätte ich die Werbung auch untergebracht :).
Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass die Pass zwei „Buglkorib“ (Körbe, welche am Rücken getragen werden) mitführt. In einem befindet sich das „Zugabacht“ also die Süssigkeiten für die Kinder und im anderen werden Musikinstrumente transportiert.
Es wird in jedem Haus nach der Verteilung der Krampussackerln auch noch musiziert.
Die Miglon kommen vom Zinken, wo genau ihr Domnizil ist konnte ich nicht in Erfahrung bringen, da sie vermutlich während des Jahres ihre Ruhe haben wollen.
Als Aufnahmekriterium gilt, wie bei manchen anderern Passen auch, ein mindestalter von 16 Jahren und ein direkter Bezug zur Gegend.
Während des Zeremoniells am Miglotog muß der Probant einen viertel Liter Schnaps trinken und anschließend einen „Migloschroa“ von sich geben.
Bei mir würde der Migloschroa nach dieser Menge Schnaps ganz von alleine kommen.
Die Gangerl haben einen Sprint von 200 Meter zu absolvieren und no-na, anschließend ebenfalls ein alkoholisches Getränk zu konsumieren. In diesem Fall ist es ein Seitl brühwarmes (batzworim´s) Bier auf ex.
Als Schlußhaus wurde mir das Anwesen vom Huatara Alex bekannt geben. Anschließend teffen sie sich mit den anderen Ausseer Passen in der Ausseerstubm.
Infos von Georg Simentschitsch.
Moderne Passen – Krampusläufe
Vorweg – diese Veranstaltungen erfreuen sich immer größer werdender Beliebtheit und haben ihre Berechtigung.
Dabei handelt es sich um Schauläufe mit teils wirklich gruseligen Masken. Über die Abhaltung dieser Veranstaltungen prallen die Meinungen jedoch aufeinander. Der Grund liegt vor allem darin, dass es in der Vergangenheit in Europa bei Perchtenläufen, Krampusläufen ect. zu Ausschreitungen kam. Armbrüche, offene Wunden, blaue Flecken und Prellungen waren die Folge.
Mir persönlich ist vom Ausseerland kein Vorfall bekannt, allerdings leidet der Ruf als Gesamtes darunter.
Nicht nur, dass ein derartiges Verhalten einiger Teilnehmer nicht das geringste mit Brauchtum zu tun hat, ist es nebenbei eine strafbare Handlung. Eine Körperverletzung ist kein Kavaliersdelikt.
Das bei einer solchen Veranstaltung keine Osterhasen herumhoppeln, versteht sich ja von selbst aber es sollte im Rahmen bleiben.
Soweit ich in Kenntnis bin, wurden diese Unruhestifter rigoros aus den Passen verbannt und somit steht dem weiteren Erfolg der Krampusläufe nichts mehr im Weg. Eines Tages werden sie zu den „Alten Bräuchen“ gehören. Jedes Brauchtum hatte irgendwann seinen Beginn und entwickelte sich im Laufe der Zeit.
Die Teilnehmer der Läufe investieren einen großen Teil ihrer Freizeit und betreiben für die Kostüme einen hohen finanziellen Aufwand. Ihre Belohnung ist eurer Besuch.
Zum Abschluß zeige ich noch einige Masken von dem Ausseer Maskenschnitzer Rene Pörr, welcher auch traditionelle Masken herstellt.
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Zu guter letzt noch einige Masken von Rene Pörr. Diese Masken werden bei Krampusläufen verwendet. Sie sind aus zwei Gründen für traditionelle Hauskrampusse nicht verwendber. 1) kann man derartige Masken den kleinen Kindern nicht zumuten und 2) würde der Versuch in die Stube zu gelangen, am Türstock des Hauseinganges bereits scheitern. |
Es existieren noch zahlreiche weitere Passen. Sollte ich von der einen oder anderen Pass noch Fotos und Infos ergattern, werde ich sie h.o. gerne vorstellen.
Sollte jemand von Euch Infos zu Krampus Passen des Ausseerlandes haben, wäre ich für eine Zusendung sehr dankbar. Fotos sind natürlich ebenfalls jederzeit willkommen.
Josef Walkner.
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