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Die Herbergsuche ist ein sehr stiller Brauch im nachbarschaftlichen Kreis. Allerdings ist er nur in einigen Gegenden des Ausseerlandes bekannt bzw. wird auch begangen.
Rollenspiele mit Kindern als Maria und Josef oder auch in Gottesdiensten wie andernorts sind h.o. eher unüblich.
Der Ursprung des Brauches beruht auf dem vergeblichen Versuch von Maria und Josef, eine Herberge zu finden. Sie wurden abgewiesen und mußten schlußendlich das Jesukindlein in einem Stall zur Welt bringen.
Im Ortsteil „Strassen“ und in „Gallhof“ ist dieser Brauch definitiv bis heute üblich.
Kurz zur Erklärung. Die Herberge heißt im Dialekt „d´Hewrig“.
Die am obigen Foto abgebildete Hewrig wurde zum Schutz in eine Laterne gegeben und zeigt nur eine von mehreren Ausführungen. Es gibt sie auch mit größeren Figuren und mit Blumen bekränzt.
Nun schreibe ich in einem hoffentlich verständlichen Mischdialekt weiter.
Daußt wiacht´s sche longsom dusn, do klopft´s auf da Ti. Wä wiacht dees sei?
Moch ma hoüt auf und schau ma no.
Do schtehn d´Nochban und hom a Lotän mit, wo d´Maria und da Josef drai san.
Wös wöt´s?, is hiaz die Frog.
D´Ontwocht hoasst „d´Maria und da Josef suahan Herberg fi heit Nocht.
Na, auf koan Foü, se sön daußt bleim, mia hom koan Plotz.
No oamoü die Frog no da Hewrig und zu guada letzt die Ontwocht,
In Gott´s Nom ooft kemmts hoüt aha.
Das erste Abweisen der Herberge spiegelt die vergebliche Herbergsuche der Beiden wieder.
Mit dem „In Gotts´Nomm……“ wird den Herbergssuchenden die Türe geöffnet.
Das es anschließend zu einem netten Abend mit ein, zwei Glasln Wein oder einigen Stamperln Söüwabrenntn kommt, ist nicht nur anzunehmen, sondern eine Tatsache. Es wird gemeinsam gebetet, Adventlieder gesungen und oüahont bracht. (geredet).
Am nächsten Tag geht man mit der Herbergslaterne selbst zu den nächsten Nachbarn und das Spiel wiederholt sich solange bis die Laterne wieder bei ihren Besitzern angelangt ist und auf den nächsten Advent wartet. Auch hier gibt es Ausnahmen, wo die Besitzer der Hewrig diese am nächsten Tag selber wieder abholen und zur nächsten Unterkunft tragen. Ich selbst könnte mir vorstellen, dass dies mit der Zeit für die Besitzer etwas mühsam werden könnte.
Die im Bild oben gezeigte Hewrig gehört der Familie Milla aus Strassen. Ich bedanke mich insbesondere bei der Milla Monika und der Mares Rastl für die Erlaubnis, das Foto zu veröffentlichen. |
Die obige Hewrig stammt aus dem Besitz von Frau Margit Schweiger. Ihr Großvater war Bildhauer und errichtete diese Herbergsuche um das Jahr 1900. Auch dir Christine gilt mein Dank für die Erlaubnis, dein Foto zu veröffentlichen. |
Ich persönlich finde dieses alte Brauchtum mystisch und wunderschön, zumal es keine touristische Attraktion ist, sondern im kleinsten Kreis begangen wird. Es gibt einem das Gefühl der Zusammengehörigkeit und gerade DAS fehlt in der heutigen Zeit leider allzu oft.
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